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Aufbereitung von Wälzlagern - auch Rekonditionierung genannt
Warum Wälzlager aufbereiten?
Was bedeutet Wälzlageraufbereitung?
Die Aufbereitung ist ein definierter Prozess zur Aufrechterhaltung und Verlängerung der Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Wälzlagern, die sich bereits im Einsatz befinden. Kosten und Lieferzeit für die Aufbereitung sind dabei geringer als für ein vergleichbares Neulager. Wir unterscheiden vier Aufbereitungsstufen und teilen die Lager und Lagereinheiten nach ihrem Außendurchmesser D in drei Gruppen ein:
- D bis 425 mm
- D größer 425 mm bis 1250 mm
- D größer 1250 mm bis 4250 mm
Befundung
Bei den TAROL-Einheiten und Stützrollen für Kalt- und Warmbandstraßen unterscheidet sich der Ablauf. Der Kunde erhält von uns auf Basis der Konstruktionszeichnung ein Angebot zur Aufbereitung. Nach der Aufbereitung wird stückgenau nach befundeten und aufbereiteten Einheiten abgerechnet. So ist sichergestellt, dass unsere Kunden keinen Cent zuviel zahlen.
Level I – Requalifiying
Im optimalen Fall ist das Lager in einem so guten Zustand, dass eine maschinelle Bearbeitung nicht notwendig ist. In Level I führen wir dann lediglich eine Vermessung der Komponenten durch und bauen das Lager anschließend wieder zusammen. Nach der Konservierung bzw. Neubefettung wird das Lager sorgfältig verpackt und an den Kunden zurückgesendet. In diesem Fall wird lediglich die Befundung in Rechnung gestellt.
Level II – Refurbishment
Level II dient dazu, leichte Kratzer und minimale Korrosionsspuren an Großwälzlagern zu eliminieren. Daher wird in dieser Phase hauptsächlich eine Oberflächenfeinbearbeitung der Außen- und Innenringe durchgeführt. Auch Verfärbungen, wie sie beispielsweise durch Schmierstoffadditive entstehen, werden auf diesem Wege beseitigt. Neben der mechanischen Bearbeitung kommen auch chemische Verfahren zum Einsatz, mit denen die Metallkäfige schonend und umweltfreundlich wieder „fit“ gemacht werden. Wenn alle Wälzlagerkomponenten entsprechend behandelt sind, wird das Lager wieder zusammengefügt und geht sorgfältig verpackt zurück an den Kunden. Für TAROL-Einheiten, die hauptsächlich im Schienenverkehr eingesetzt werden, bedeutet Level II neben der sorgfältigen Überprüfung aller Bauteile vor allem die Korrektur des Axialspiels. Dazu stehen modernste Prüfeinrichtungen zur Verfügung. Das richtige Axialspiel ist entscheidend für das Erreichen maximaler Lagerlebensdauer und Laufruhe im Fahrbetrieb. Nach diesem Arbeitsschritt erfolgt die Komplettierung der Einheiten. Außerdem wird die erforderliche Menge frischen Arcanol- Fettes (FAG Wälzlagerfett mit eingetragenem Warenzeichen) punktgenau und exakt dosiert in das Lager gespritzt. Auf Wunsch erfassen wir jede TAROL-Einheit in unserer Datenbank, so dass ein lückenloser Teilelebenslauf entsteht.
Level III – Remanufacturing
Wenn Fremdkörper „bleibende Eindrücke“ in Laufbahnen oder Wälzkörpern hinterlassen haben, ziehen unsere Spezialisten alle Register. Denn jetzt ist ganzer Einsatz gefragt: Laufbahnen werden nachgeschliffen und Wälzkörpersätze neu gefertigt, um das wertvolle Investitionsgut Großwälzlager zu retten. Nach einer sorgfältigen Analyse über den Verschleißzustand werden in Level III wenige Zehntelmillimeter des Laufbahnmaterials abgeschliffen. Jedoch nur soviel, wie es die Härtezone zulässt. Daher ziehen wir im Zweifelsfall immer unsere Experten aus den Schaeffler Prüflabors zu Rate, um etwaige Risiken und Auswirkungen auf Funktionalität und Lebensdauer von vornherein auszuschließen. Beim Nachschliff kommt es auf die exakte Profilierung an, die nur Wälzlagerherstellern bekannt ist. Allein diese garantiert die Leistungsfähigkeit des Lagers! Die neuen Wälzkörper werden mit einem eigens auf den Nachschliff angepassten Übermaß produziert. So ist gewährleistet, dass das Wälzlager seine ursprüngliche Lagerluft erhält und uneingeschränkt seinen Dienst in der Anlage wieder aufnehmen kann. Bei den TAROL-Einheiten werden im Bedarfsfall Rollenkränze getauscht und neue Dichtungskappen verbaut. Die übrigen Schritte sind identisch mit Level II. Gleiches gilt für die Stützrollen. Neben dem Nachschliff der Funktionsflächen ersetzen wir Dichtungen, Sicherungsringe und Fett. Außerdem stellen wir sicher, dass die Lagersätze innerhalb engster Toleranzen sind.
Level IV – Remanufacturing Plus
Treten extreme Lagerschäden auf, wie Materialausbröckelungen oder Risse durch Materialermüdungen an den Laufbahnen, ist eine Aufbereitung nach den Grundsätzen der zuvor beschriebenen Stufen nicht mehr durchführbar. Der Werkstoff ist dann bereits so stark geschwächt, dass eine verlässliche Lebensdauerprognose nicht mehr möglich ist. Die Gefahr, die bei derartigen Lagerschäden besteht, ist ihr exponentielles Wachstum; die Lagerlebensdauer reduziert sich rapide. Aus diesem Grund müssen Wälzlagerringe, Wälzkörper und/oder Käfige vollständig gegen Neuteile ausgetauscht werden. Generelle Aussagen zu Lieferzeiten und Kosten sind nicht möglich, sondern werden im Einzelfall mit dem Kunden abgestimmt. Aus wirtschaftlichen Gründen bieten wir Level IV nicht für TAROL-Einheiten an.
Kundennutzen
Die Aufbereitung von Wälzlagern lohnt sich häufig schon für Wälzlager/- einheiten mit Außendurchmessern ab 180 Millimetern. Die Kosten für die Aufbereitung liegen zwischen 45 und 85 % des Preises für ein Neulager. Und das bei Lieferzeiten, die in der Regel deutlich kürzer sind als die Lieferzeiten für ein gleichwertiges Neulager.